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Dem ADAC zufolge sind rund 33 % der Verkehrsschilder in Deutschland überflüssig. Der Schilderwahn sorgt nicht nur für Verwirrung, sondern kostet den Staat auch hohe Geldsummen. Ein Drittel weniger der Schilder und man könnte 1,8 Milliarden Euro einsparen.
Welche Arten der Verkehrsschilder gibt es in Deutschland eigentlich und auf welchen gesetzlichen Grundlagen basieren sie? Erfahre in unserem Blogbeitrag, welche Schilder neu sind, welche ausgedient haben, und ob die vielen Verkehrsschilder zur Sicherheit beitragen, oder eher Verwirrung stiften.
Nirgends sonst werden so gerne Verkehrsschilder aufgestellt, wie in Deutschland. Rund 20 Millionen Straßenschilder und 3,5 Millionen Wegweiser verwandeln die Straßen in unübersichtliche Schilder-Dschungel. Wie viele Verkehrszeichen gibt es dabei? Über 600 verschiedene Piktogramme in unterschiedlichen Formen und Farben geben Regeln und Informationen an. Dabei gibt es verschiedene Kategorien, darunter:
Verkehrszeichen auf öffentlichen Straßen gehören zur Straßenausstattung. Sie werden von der zuständigen Straßenverkehrsbehörde platziert und dürfen von Privatpersonen weder aufgestellt noch entfernt werden. Dabei werden sie am rechten Fahrbahnrand angebracht und unterliegen gewissen Regeln.
Sie müssen einerseits gut sichtbar platziert sein, das heißt so, dass man sie mit einem flüchtigen Blick leicht erkennen kann. Dabei muss sich ein Schild mindestens 2 Meter über der Fahrbahn befinden und es dürfen höchstens drei Schilder an einem Pfosten angebracht werden. Maximal zwei davon dürfen Vorschriftzeichen sein. Diese Regelung soll dafür sorgen, dass die Verkehrsbeteiligten nicht durch eine Flut an Schildern überfordert und verwirrt werden.
Grundsätzlich sollten nur Schilder zu finden sein, welche die Verkehrsregeln sinnvoll ergänzen. Dabei sollten Sie als Fremde:r in einer Stadt oder Region dazu imstande sein, die Straßenschilder auf Anhieb zu verstehen, ansonsten gilt die Beschilderung als unübersichtlich.
Mit der Zeit verlieren viele Schilder ihren Sinn und müssen aus dem Verkehr gezogen werden. 2021 wurden vom Deutschen Verkehrszeichenkatalog einige Änderungen vorgenommen. So werden etwa keine Warnsignale mehr für beschrankte Bahnübergänge hergestellt. Auch auf Kraftomnibusse wird nicht mehr hingewiesen.
Neu ist seit 2017 ein Hinweisschild, das eine Ladestation für Elektrofahrzeuge anzeigt. Auch die durchlässige Sackgasse ist erst seit wenigen Jahren im Straßenverkehr zu sehen. Diese dürfen neuerdings Fußgänger:innen und Radfahre:innen betreten beziehungsweise befahren.
Eine EU-weite Neuerung ist die sogenannte Umweltzone. Die runde, rote Umrahmung des Schriftzugs “Umwelt” zeigt, dass eine Zone nur von Fahrzeugen befahren werden darf, die eine Plakette auf der Windschutzscheibe haben. Nach absteigenden Schadstoffemissionen bekommen Fahrzeuge entweder keine, eine rote, eine gelbe oder eine grüne Plakette. In Deutschland gibt es nach dem Stand von 2021 56 Umweltzonen, von denen 55 nur mit grüner Plakette befahren werden dürfen und eine mit gelber.
Die Umweltzonen befinden sich in der Regel in Städten und kennzeichnen Zonen mit schlechter Luftqualität. Das Verbot von stark emittierenden Fahrzeugen soll die Luftverschmutzung verringern und so dabei helfen, die Luftqualität wieder zu verbessern.
Ob Klassiker wie das Stoppschild oder Neuerungen wie die Umweltzone, Verkehrsschilder sollen für Sicherheit und Ordnung im Straßenverkehr sorgen. Und bestimmt tun sie das auch in vielen Situationen. Raser:innen werden etwa durch Geschwindigkeitsbegrenzungen davon abgehalten, andere Menschen zu gefährden und lästiges Zuparken von Einfahrten kann durch “Parken verboten” Schilder verhindert werden. Jedoch fragt sich: Wie viel ist zu viel des Guten?
Viele Verkehrsteilnehmer:innen sind von dem Schilderwald in Deutschland verunsichert und verwirrt. Alle 28 Meter befindet sich im Schnitt ein Verkehrszeichen am Straßenrand und zeigt uns, was wir beachten sollen. Dabei können die vielen Schilder für Verwirrung sorgen und sogar Unfälle verursachen, anstatt sie zu verhindern. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung mit dem Zusatz “bei Nässe” zeigt uns zum Beispiel, dass wir langsamer fahren müssen, wenn die Straße nass ist. Jedoch fragt sich so manch einer: ab wann gilt die Straße als nass? Muss man sich nur bei strömenden Regengüssen daran halten, oder bereits bei leichtem Nielsen?
Nicht überall in Deutschland regiert der Schilderwahn. Die Gemeinde Bohmte in Niedersachsen zeigt uns, dass es auch anders geht. Hier wurden 2008 im Ortsgebiet alle Ampeln und Verkehrsschilder abgeschafft. Damit wurde angeblich die Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmer:innen gefördert. Diese konzentrieren sich wieder mehr auf die anderen Fußgänger:innen und Rad- und Autofahrer:innen, anstatt sich von den Schildern leiten zu lassen.
Die Bewohner:innen befürworten die Veränderung. Dadurch seien die Verkehrsteilnehmer:innen vorsichtiger geworden und würden wieder rücksichtsvoller und langsamer fahren. Manchmal sorgt die Abwesenheit der Schilder zwar für Verwirrung, aber im Großen und Ganzen kommt der Ort gut ohne Verkehrszeichen zurecht. Statt Regeln gilt hier gesunder Menschenverstand.
Was die Sicherheit betrifft, zeigen sich keine deutlichen Veränderungen. Unfälle gab es laut Unfallforscher Jörg Ortlepp mit durchschnittlich 5-11 pro Jahr vor der Änderung etwas weniger. 2009, im Jahr nach dem weitläufigen Umbau, fanden 15 Unfälle statt. Dem damaligen Bürgermeister zufolge seien davon jedoch beinahe alle kleine Unfälle mit leichten Sachschäden gewesen.
Ob eine Welt vollkommen ohne Verkehrsschilder besser funktionieren würde, bleibt der Fantasie überlassen. Doch zeigt uns das Beispiel der Gemeinde Bohmte, dass weniger oft mehr ist. Bestimmt sollten wir nicht von heute auf morgen jegliche Verkehrszeichen abschaffen, da viele von ihnen mit gutem Grund existieren. Dennoch fragt sich, ob es in Deutschland, dem Land der Schilder, nicht ein paar zu viele gibt.
Würden wir die Schilder um ein Drittel reduzieren, könnte sich unser Staat eine Menge Geld sparen, das in sinnvolle Projekte investiert werden könnte. Weiterhin würde vielleicht die eine oder andere Verwirrung eliminiert werden, die durch die hohe Konzentration an Straßenschildern entsteht. So müssten wir wieder vermehrt den gesunden Menschenverstand einsetzen, was uns sicherlich nicht schaden würde.
Titelbild von Pixabay.